Samstag, 10. Oktober 2015

4 Jahre bergaufundbergab: "Mama, ich bin am Stüdlgrat"- Großglockner (3.798m) via Stüdlgrat (III+)


















Ein Rückblick auf  intensivsten Touren der vergangenen Jahre.


Alleine unter Massen- Die Besteigung des Großglockners über den Stüdlgrat im Juli 2014
Von Moritz Mayer


Der Großglockner ist der höchste Berg Österreichs! 3.798 Meter ragt er in den Himmel. Jeder Bergsteiger träumt eines Tages auf dem Haupt dieses Kolossen zu stehen. 
Der Großglockner ist nicht einfach nur ein Berg, nein, er ist ein Geschichtsbuch, in dem eine Seite interessanter als die andere ist.

Genau aus diesen Gründen wollte auch ich einmal den Glockner, wie man ihn im Volksmund nennt, besuchen. Letzten Sommer beschloss ich, während meiner Ferialarbeit  diesem Gipfel einen Besuch abzustatten. Eines der schönsten Wochenenden des vergangenen Jahres kam da gerade wie gerufen. Die ganze Woche fieberte ich schon aufs Wochenende hin. In die Berge zu fahren ist für mich zwar immer mit Vorfreude verbunden, dennoch war das Gefühl beim 3.798 Meter hohen Großglockner noch einmal etwas ganz besonderes. In jeder weiteren Minute die während meiner Ferialbeschäftigung verging, waren meine Gedanken voll und ganz beim höchsten Berg Österreichs.

Zuvor stand allerdings noch ein kurzes aber intensives Gespräch mit meinen Eltern an. Die letzte Hürde in meiner Vorbereitung. Immerhin war ich erst 17 Jahre alt und wollte alleine über den Stüdlgrat (III+) auf den Glockner steigen. Für meine Eltern war das wie immer keine leichte Entscheidung, doch sie wussten, dass ich mittlerweile schon fast erwachsen war und damit fast nicht mehr zu bremsen. Nach etlichen Vereinbarungen, Routen- und Zeitplanbesprechungen hatte ich dann auch endlich die Erlaubnis.

Endlich! Der Freitag war da! Jetzt hieß es nur noch einmal schlafen! Um für den nächsten großen Tag fit zu sein, beschloss ich bereits um 18:00 Uhr ins Bettchen zu steigen. Schließlich sollte der Wecker auch schon wieder um 00:30 Uhr klingeln, da in den frühesten Morgenstunden eine lange Anreise nach Kals am Großglockner auf dem Programm stand.


 Ein Sommerfest in meinem Heimatort hinderte mich allerdings am Einschlafen und die Nervosität tat ihr übriges. Somit war diese Nacht für mich bereits um 10:30 Uhr wieder zu Ende und ich beschäftigte mich noch eine Weile still am Computer. Um 0:30 Uhr stand ich dann in den Startlöchern und bewegte meinen fahrbaren Untersatz in Richtung Süden, zum GLOCKNER! Die Fahrt war lang, dunkel und  durch laute Musik geprägt.

Dann war es also soweit. Um 04:30 Uhr erreichte ich das Lucknerhaus, wo ich mein Auto parkte. Der Himmel begann bereits langsam rot aufzuglühen. Schon bald sollte ein neuer Tag anbrechen. Zu diesem Zeitpunkt waren auch schon einige andere Bergsteiger vor Ort, die noch einen etwas müden Eindruck machten. Ich packte anschließend meine sieben Sachen zusammen und stapfte langsam ins Ködnitztal hinein. Da ich beabsichtigte zwei Tage im wunderschönen Glockner-Gebiet zu bleiben, war mein Rucksack anfangs noch etwas schwerer, da ich auch noch zusätzlich das Hüttenzeug für die Stüdlhütte die steilen Berghänge hinauftragen musste.

Ein neuer Tag am Großglockner beginnt

Um  05:15 Uhr erreichte ich anschließend die Lucknerhütte. Der Großglockner war schon richtig gut zu sehen. Der Stüdlgrat dominiert das gesamte Tal und dieser Anblick ließ zu diesem Zeitpunkt etwas Zweifel in mir hochkommen. Am Adlerweg ging es anschließend in der Gesellschaft von manch anderen Bergsteigern weiter in Richtung Stüdlhütte. Am Weg dorthin hat man fast immer einen grandiosen Blick auf den Großglockner. Noch dazu kam, dass extrem viele Steinböcke und Gämse den Weg kreuzten und sich ein wunderschöner Tag ankündigte. Ich war genau in meinem Element.

Am Lucknerhaus

Das Ködnitztal erwacht

Am Weg zur Stüdlhütte

Um 06:15 sah ich sie dann endlich. Die Stüdlhütte, welche auf 2.801 Meter Seehöhe liegt. Namensgeber der Hütte war Johann Stüdl, der den Kalser Bergführerverein gründete und maßgeblich an der Erschließung des Großglockners beteiligt war. An der Hütte angekommen, deponierte ich erstmal meine Hüttensachen im Vorraum und bereitete mich auf den Stüdlgrat vor. Zu meiner eigenen Sicherheit hatte ich heute einen Klettergurt, ein 30 Meter Seil, Expressen, Abseilgeräte und einige Karabiner sowie Reep-Schnüre mit. Man weiß ja nie genau was kommt. Nachdem ich alle Kletterutensilien an meinem Klettergurt befestigt hatte, packte ich noch meinen Rucksack zusammen. Der sperrige 40 Liter Rucksack wurde hier einfach kurzerhand mit einem 18 Liter Rucksack gewechselt.

Die Stüdlhütte (2.801m)

Wünderschönes Österreich!

Nach dieser kurzen Pause ging es anschließend über einen Hang aus Geröll dem Teischnitzkees entgegen. Wenn man nämlich den Einstieg des Stüdlgrates erreichen will, muss man diesen Gletscher zuvor noch überwinden. Kurz bevor ich den Anfang des Gletschers erreicht hatte, ergaben sich unfassbar schöne und spektakuläre Blicke auf den Stüdlgrat, der direkt zum Glockner-Gipfel führt. Die Stüdlhütte die schon einige Höhenmeter unter mir lag bekam schon die ersten Sonnenstrahlen ab. Auch viele andere umliegende Berge des Nationalparks Hohe Tauern sonnten sich bereits in der kräftigen Juli-Sonne. Am Teischnitzkees angelangt, treffe ich erstmal auf eine hartgefrorene Schnee und Eisdecke. Die Gletscher im Glockner-Gebiet waren um diese Zeit noch nicht ganz aper und somit konnte sich durchaus noch die ein oder andere Spalte unter der Gletscherdecke verstecken. Vorsicht war also geboten. Da der das Teischnitzkees bis zum Einstieg des Stüdlgrates nur mäßig steil ist, beschloss ich anschließend noch ohne Steigeisen bis dorthin zu laufen. Mein Rucksack war auf der Stüdlhütte doch ein bisschen leichter geworden und somit konnte ich noch die eine oder andere Seilschaft bis zum Einstieg überholen. Ich war wohl einer der letzten, der am heutigen Tag um kurz nach halb Acht den Beginn des Stüdlgrates erreicht hatte.

Am Weg zum Teischnitzkees

Die Stüdlhütte bekommt auch schon die ersten Sonnenstrahlen ab
Am Beginn des Teischnitzkeeses

Der Stüdlgrat rückt näher


Am Einstieg des Stüdlgrates

Während sich andere Seilschaften noch kletterbereit machten und mit ihren Seilen wild in der Gegend herumschlugen, kletterte ich sofort los. Das Anfangsgelände ist noch eher leicht zu klettern. Viel Gehgelände und Kletterstellen bis II+. Allerdings sollte man auch hier schon gut darauf achten, dass man keine Steine los tritt. Vor allem an diesem Tag war durch die zahlreichen Begeher des Stüdlgrates die Gefahr besonders gegeben. Auch wenn ich beim Einstieg gleich ein paar Seilschaften hinter mir lassen konnte und ein gutes Tempo kletterte, fand ich mich schon sehr bald wieder in einer Menschenschlange wieder. Noch kletterte jeder am Stüdlgrat, doch schon bald sollte sich das zu einem richtigen Stau entwickeln. Die Seilschaft die vor mir war, bestand aus einem jungen, erfahrenen Südtiroler-Kletterpaar. Diese zwei „Italiener“ sollten mich noch den ganzen Grat lang begleiten. Nach 50 Minuten in mäßig schwierigem, aber doch sehr ausgesetztem Gelände fand ich mich beim sogenannten Frühstücksplatz wieder, welcher sich auf 3.550 Meter Seehöhe befindet. Hier findet man ein Schild, das einem rät wieder umzudrehen, wenn man über drei Stunden von der Stüdlhütte bis hier hin gebraucht hat. Da ich allerdings nicht viel länger als eineinhalb Stunden gebraucht hatte, konnte es für mich weitergehen.

Die Kletterei beginnt

Auch im unteren Teil ist schon viel los

Schöne Kletterstellen am Glockner-Stüdlgrat

Rückblick: Links das Ködnitzkees, rechts das Teischnitzkees

Kurz vor dem Frühstücksplatz

Die meisten umliegende Berge liegen bereits unter mir


Nach dem Frühstücksplatz wird es dann ernst. Es folgt zugleich ein kleiner Steilaufschwung im dritten Schwierigkeitsgrad. Hier hängt zur Hilfe ein altes Stoffseil, auf das ich aber ganz absichtlich verzichtet hatte. Anschließend geht es in anhaltender Blockkletterei (III) höher bis man zu einer sehr, sehr ausgesetzten Querung (III) kommt. Wer hier einen Fehler macht ist tot. Zu weit stürzt hier die Wand in Richtung Ködnitzkees ab. Nach dieser Querung wird die Kletterei wieder etwas leichter. Was bleibt ist die stetige Ausgesetztheit. Immer wieder drehe ich mich um und schau in alle Richtungen. Der Großvenediger hatte es mir heute besonders angetan.
Nach dem Frühstücksplatz steilts auf

Die Glocknerwand winkt auch schon herüber

Sehr ausgesetzte Querung


Hochbetrieb am Stüdlgrat

Kurz vor der Drahtseilverschneidung

Nach lang anhaltender Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad, erreiche ich eine Verschneidung die mit Drahtseilen ausgestattet ist. An dieser entstehen bereits die ersten Staus und ich muss einige Minuten warten. Wie ich später erfahren habe, war einige Seilschaften vor mir ein ungarisches Ehepaar unterwegs, welches den Schwierigkeiten des Stüdlgrates überhaupt nicht gewachsen war und ständig schwierigere Stellen blockierte.
In der ausgesetzten Verschneidung

Nach dieser Drahtseil-Verschneidung wurde das Gelände wieder etwas leichter (II). . Dann war es so weit, die Schlüsselstelle war da. Diese besteht aus einer sehr schmalen, abschüssigen und glatten Platte (III+). Da ich aber gut auf Reibung gehen konnte war diese schnell überwunden und ich befand mich im letzten Viertel des Stüdlgrates. Am Kleinglockner konnte man bereits viele Menschen sehen, die in die Glocknerscharte (Scharte zwischen Klein- und Großglockner) absteigen wollten. Heute herrschte wirklich Hochbetrieb am Glockner. Aber gut, wann nicht?

Der weitere Grat

Durchgehend ausgesetzt

Die Schlüsselstelle voraus


Bald ist sie da die Schlüsselstelle

Am Kleinglockner herrscht ebenfalls Hochbetrieb

Eisrutsche zum Teischnitzkees

Nach der Schlüsselstelle folgen noch einige weitere Kletterstellen im zweiten bis dritten Grad. Die Ausgesetztheit wurde logischerweise immer größer und es benötigte an manchen Stellen wirklich Nerven, wenn man dort oben ungesichert herumturnte. Kurz vor dem Gipfel folgte anschließend noch eine etwas schwierigere Stelle (III+). Allerdings hing in dieser Querung ein Drahtseil und mit ein wenig Kraftaufwand stellte diese Stelle kein wirkliches Problem da. Die Ungarn benötigten allerdings hier wieder ihre Zeit und für die restlichen Glockner-Aspiranten hieß es abermals warten. Dann war sie endlich überwunden, die letzte schwierige Stelle am Stüdlgrat. Das restliche Gelände war kaum schwerer als II.

Rückblick auf den Grat

Wieder mal war warten angesagt

Es ist nicht mehr weit zum Gipfel

Die letzten schwierigen Stellen


Das Südtiroler Ehepaar



Um 11:15 Uhr war es dann soweit. Ich stand endlich am 3.798 Meter hohen Gipfel des Großglockners und das mit 17 Jahren und einer Solobegehung des Stüdlgrates. Ein Traum ging für mich in Erfüllung. Ich ließ meine Blicke in alle Richtungen schweifen und genoss einfach den Moment. Am Gipfel war zugleich die Hölle los und ich hielt einige Zeit inne, bevor ich an den Abstieg dachte.

Da ist er,...

...der Großglockner-Gipfel (3.798m)

Eisbruch der Pasterze

Wunderschöne Rundum-Blicke

Nach einiger Zeit am Gipfel des höchsten Berges Österreichs, machte ich mich wieder an den Abstieg. Ich hatte gewartet bis die meisten schon wieder weg waren und war somit fast alleine am Abstieg in die Glocknerscharte. So schnell kann’s gehen da oben. Den gesamten, schmalen „Gipfelgrat“ (Glocknerscharte, Kleinglockner) empfand ich als sehr schön, doch muss man auch hier aufpassen, dass man nirgends hinunter fällt. Der Normalweg auf den Großglockner ist also auch keines Falls zu unterschätzen.

Der Kleinglockner

Die Glocknerscharte

Der schneebedeckte Grat am Kleinglockner


Einige Zeit später war ich auch schon an der Adlersruhe, der Erzherzog-Johann-Hütte (3.454m) angelangt. Nun musste ich nur noch über den „Alten-Kalser-Weg“ absteigen, der über das Ködnitzkees direkt zur Stüdlhütte führt. Die Gletscherspur am Ködnitzkees glich einer Autobahn und war somit kein großes Problem. An der Stüdlhütte (2.801m) zurück, ruhte ich mich erstmals eine Stunde aus. Ich hatte wohl einen leichten Sonnenstich und war etwas dehydriert. Am Abend sah ich dann einen schönen Sonnenuntergang und freute mich in der Gaststube der Stüdlhütte über die gelungene Tour auf Österreichs Höchsten.

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Die Adlersruhe

Am Ködnitzkees geht's zurück zur...

...Stüdlhütte!


Am nächsten Tag stieg ich früh morgens nochmal zum Teischnitzkees auf und bestaunte abermals den Großglockner. Nach diesem kurzen Ausflug, machte ich mich aber dann an den Abstieg zurück zum Lucknerhaus, wo mein Auto mich bereits erwartete. Schließlich stand ja am nächsten Tag wieder die Ferial-Arbeit an.

Der nächste Morgen am Teischnitzkees

Goodbye Großglockner!

Weitere Bilder der Tour gibt es wie immer hier:

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